African Sauna

Badstu i Sandviken

Projektpartner: Kevin Maung Aye, Jinfeng Chen, Svein Serkan Erdogan, Øystein Gagnat, Patrick Alexander De Simone, Tord R. Træen
Auslandssemester 2019

 
 

Der ‘Africa Room’ liegt zwischen der Bergen Arkitekthøgskole und dem Baufachhandel Neumann und befindet sich rein rechtlich auf Neumanns Grundstück. Bei der geplanten neuen Wohnbebauung dieses Grundstücks soll eben jene Struktur abgerissen werden.

Aber das Potenzial dieses Ortes ist unermesslich, nicht nur für die Schüler, sondern auch für die Schule und das Viertel selbst. Heute spielt die private Architekturschule keine aktive Rolle in der lokalen Gemeinschaft und die Anwohner sehen nur massive graue Mauern und ein eingezäuntes Grundstück. Doch diese Betonschale kann eine Brücke zwischen Sandviken und der Architekturschule sein.

 
Schwarzplan

Schwarzplan

 
 

Sandviken

Die Industrie entlang der Uferkante in Sandviken verschwindet langsam, und es stellt sich die Frage, wem die Uferkante bzw. -promenade wirklich gehört: Den Personen, die am meisten dafür zahlen können und wollen, oder den Bewohnern von Sandviken.

Wenn man der Hauptstraße von Bergen ins Viertel Sandviken folgt, kann man viele Aktivitäten, Geschäfte, Büros etc. beobachten. Aber kaum einer profitiert von der Lage am Meer. Zudem ist zu erkennen, dass die Gemeinde einen Mangel an gut funktionierenden Treffpunkten besitzt.

 

Kristiansholm

Dies soll sich jedoch ändern. Denn das Grundstück neben der Bergen Arkitekthøgskole, auf dem sich heute noch der Baufachhandel Neumann befindet, wurde an ein Wohnbauunternehmen verkauft, das hier auf der Halbinsel Kristiansholm in den nächsten Jahren ein neues Viertel aus Wohngebäuden, Gastronomie, Parkflächen und einem kleinen Hafen schaffen möchten.

Ergänzend dazu wurde eine Diskussion angestoßen, ob die Bergen Arkitekthøgskole ein Teil dieser neuen Zukunft von Sandviken und Kristiansholm sein kann oder sollte. Denn heute spielt die Schule keine Rolle in der lokalen Gemeinschaft und wird von Außenstehenden nur als Fremdkörper und Schandfleck wahrgenommen.

 

Bergen Arkitekthøgskole

Die ‘BAS | Bergen Arkitekthøgskole’ oder auch ‘Bergen School of Architecture’ ist eine private und akademisch unabhängige Architekturhochschule in Norwegen, die 1986 von Prof. Svein Hatløy gegründet wurde und auf der organischen und multidisziplinären Entwurfsmethodik sowie der ‘Open Form’-Theorie von Oskar Hansen basiert.

Seit 1996 befindet sich die Architekturhochschule in einer alten Tierfutterfabrik an der Uferkante im vielfältigen und zugleich historischen Viertel Sandviken. Der illegal erbaute Getreidespeicher ist bei den Anwohnern aufgrund seiner Größe und Massivität alles andere als beliebt und versperrt ihnen die Sicht auf die Fjorde.

 
Getreidespeicher

Getreidespeicher

Werkstatt

Werkstatt

Uferkante

 
Lageplan

Lageplan

Africa Room

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Africa Room

Auf dem Grundstück der Bergen Arkitekthøgskole befindet sich ein Ort, der von Vogelkot und verrottendem Müll eingenommen wird. Von Schatten bedeckt und mit einem Gefühl von Kälte und Feuchtigkeit blickt dieser Ort auf den Raum zwischen der Westfassade des Silos und der Uferkante. Eine Sammlung aus Asphalt, Beton, Sand und Stahl bildet den Boden, aus dem etwa sieben Meter hohe Mauern aus Beton und Stahl ragen und den Ort umgeben.

In den letzten fünfzehn Jahren bot diese Betonschale einen Unterschlupf für eine Holzkonstruktion, den Africa Room, der im Laufe der Zeit verschiedene Menschen, Objekte und Seminare beherbergte. Aber diese Struktur war nie für die Ewigkeit gebaut. Als das Wetter anfing, diese Konstruktion anzugreifen, trugen die Studenten und Angestellten dazu bei und füllten den Raum mit Müll, Schrott und Dreck.

Schnitt A-A

Schnitt A-A

Grundriss

Grundriss

Schnitt B-B

Mit einer neuen Struktur bebaut hat diese alte Betonschale das Potenzial, die Bergen Arkitekthøgskole und dessen Uferkante endlich der Öffentlichkeit zugänglich zu machen und mit der kommenden neuen Wohnbebauung ein Treffpunkt für Jedermann zu werden.

Zielsetzungen

  • Herstellen einer Beziehung zwischen den Schülern der Architekturschule und der lokalen Gemeinschaft von Sandviken

  • Mit gutem Beispiel vorangehen und die Uferkante der Öffentlichkeit zugänglich machen

  • Sensibilisieren und neugierig machen auf die Aktivitäten und Projekte der Architekturschule

  • Einbeziehen der Schüler und Anwohner in die Entwicklung und Zukunftsvision von Sandviken

  • Schaffen eines neuen Ortes für Besprechungen, Treffen und gemeinsame Aktivitäten

Potenziale

‘Pop-Up’ Ausstellung

Als Teil des Designprozesses haben wir ‚Pop-Up’-Events mit temporären Strukturen entwickelt, um das Potenzial der Betonschale zu zeigen und zu testen. Die so entstandenen verschiedenen Veranstaltungen gaben uns Einblicke in die Qualitäten, aber auch möglichen Probleme für den endgültigen Entwurf.

Zunächst haben wir den Africa Room entmüllt und die Wände samt Fenstern entfernt. Es entstand eine Ausstellung mit Ergebnissen von Analysen, Recherchen, Materialverfügbarkeiten in der Schule selbst und von Sponsoren, sowie Gegenständen, die im ehemaligen Africa Room gefunden wurden.

Schnitt A-A

Schnitt A-A

Grundriss

Grundriss

Schnitt B-B

 

‘Pop-Up’ Lagerfeuer

Das zweite temporäre Event war ein Lagerfeuer, ein Zusammenkommen von Studenten der Architekturschule, aber auch Außenstehenden, um gemeinsam die einzigartige Atmosphäre der Betonschale aufzunehmen und über die Potenziale dieses Ortes nachzudenken und sich auszutauschen.

Hierfür wurde das faulende und morsche Dach vom Africa Room abgerissen und ein großes rechteckiges Loch in den Boden geschnitten. Aufgrund der Höhe des aufgeständerten Bodens entstanden so gute Sitzmöglichkeiten, die das entfachte Lagerfeuer in der Mitte des Ausschnitts umgaben.

Schnitt A-A

Schnitt A-A

Grundriss

Grundriss

Schnitt B-B

 

‘Pop-Up’ Sauna

Nachdem das temporäre Lagerfeuer ein voller Erfolg war, kamen wir auf die Idee, an diesem Ort eine Sauna zu errichten. Das Saunieren erfreut sich im kalten Skandinavien einer großen Beliebtheit und ist zudem eng mit dem Material Holz verbunden, auf welches auch wir bei unserem Bauvorhaben setzen wollten.

Um die Sauna zu realisieren, besorgten wir uns einen alten Holzofen auf finn.no - einer norwegischen Alternative zu Ebay-Kleinanzeigen - und stellten diesen in die Mitte des Lochs auf den Betonboden. Simple Holzrahmen als Wände bildeten die temporäre Sauna, die mit Plastikfolie möglichst luftdicht umhüllt wurde.

Schnitt A-A

Grundriss

Schnitt B-B

 

‘Pop-Up’ Kino

Die Sauna funktionierte wie gewünscht und wurde sehr gut angenommen, trotzdem merkte man ihr die temporäre Konstruktion stark an. Beim Saunieren stellten wir uns zudem die Frage, ob man in der Betonschale neben der Sauna mehrere Funktionen übereinander anordnen könne.

Um diesen Gedanken weiter vertiefen zu können, bauten wir die Sauna wieder zurück und nutzten das Material, um eine Empore aus Holzbalken und Paletten zu schaffen, die ein zweites Stockwerk simulieren sollte. Mit Sofas bestückt veranstalteten wir als letztes temporäres Event eine Kinovorstellung.

Schnitt A-A

Grundriss

Schnitt B-B

 

African Sauna

Alle unserer temporären Nutzungen hatten ihre Qualitäten und Probleme, die uns schließlich zu unserem endgültigen Vorschlag führten und aufzeigten, wie wir am besten mit der Konstruktion und der zukünftigen Nutzung des Ortes und seiner Umgebung umgehen sollten.

Unser Entwurf in der Betonschale besteht schlussendlich aus einer permanenten Sauna für die Gemeinschaft von Sandviken und die Studenten der Bergen Arkitekthøgskole. Sie stellt eine offene Struktur dar, die es ermöglicht, in Zukunft nach oben hin ergänzt zu werden.

Schnitt A-A

Grundriss

Schnitt B-B

 

Von Sandviken …

Das alte Silogebäude, in dem sich heute die Architekturschule befindet, fungiert eher als Barriere, statt als Brücke zum Meer. Unterstützt wird dies von der Tatsache, dass das Grundstück eingezäunt ist und wenig einladend wirkt.

Durch die Schaffung dieses neuen öffentlichen Ortes mit der Beibehaltung der alten Betonstruktur konnten wir den öffentlichen und privaten Bereich für die neue Gemeinde von Kristiansholm miteinander verbinden und ein gutes Beispiel für zukünftige Entwicklungen in Sandviken geben.

 
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… für Sandviken

Darüber hinaus konnten wir uns auch bei den An- und Einwohnern von Sandviken wieder einen guten Namen machen, indem wir sie zu einer warmen Sauna und einem kalten Bad im Meer einladen und die Uferkante, bzw. ein Teil von ihr, der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wird.

Die Africa Sauna wird die neue Schnittstelle zwischen der Bevölkerung von Sandviken und den Schülern der Architekturschule, sowie ihren Projekten sein.